always complain, always explain
27.10 – 02.12.2023
Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft
Ein Grundstein wird gesetzt, feierlich. Das Fundament wird gelegt. Die Mauern werden hochgezogen. Die Wände durchbrochen. Der Bau bewilligt. Die Oper spielt vergnügt, es wird Sekt am Ausschank geben. Künstler*innen sind hier am Werk. Die Stadt Nürnberg gebärt ihr Wunschkind und tauft es Kulturareal. Bettet es liebevoll in die frischpolierten weißen Fassaden des Neubauviertels Lichtenreuth. 

Das Erbe, das die “Stadt der Reichsparteitage” trägt, wiegt schwer. Die Kongresshalle ist ein Mahnmal. Die Unfertigkeit: eine Zeugin des Scheiterns, keine “1000 Jahre Deutsches Reich”. Die Leere: kein Vakuum. Ein Auftrag, eine Aufgabe. Steingewordene nationalsozialistische Ideologie, die nach Aufmerksamkeit schreit, die nach Auseinandersetzung verlangt. 

In der Kongresshalle tut sich etwas. In den Planungsbüros wird geplant. An den Tagungstischen wird getagt. Die Entscheidungsträger*innen entscheiden. Die Akteur*innen agieren. Die Organe arbeiten.  Was werden sie produzieren? Einen “Kultur-Hotspot”? Ein “Laboratorium”? Eine Bühne? Zwei Bühnen? Welche Opern werden sie spielen? Welche nicht? Wer wird sie sich ansehen (können)? Wer wird in den Ateliers arbeiten? Wer entscheidet was?  Wessen Visionen sind es würdig, umgesetzt zu werden?  An wen muss ich mich da wenden? Können Sie mir da helfen? Welches Formular muss ich da ausfüllen? Hier ankreuzen? Ja? Was wird es sein, wenn es geworden ist? 

Fragen stellen, infrage stellen. Durch die Verwirrung navigieren, Dialogen lauschen, sich überschlagende Ereignisse durchleuchten, verstehen, eine Haltung finden, aber keine Antworten, eine Stimme und sie benutzen.

Das wollen wir als Künstler*innen Anna Boldt, Ulf Herold, Jason Hess, Laura Michèle Kniesel, Kira Krüger, Mily Meyer, Max Pospiech, und Florin Weber in ihrer Ausstellung „always complain, always explain“. Dafür errichten wir im Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft die “Zentrale für kritische Bürger*innenanliegen in Sachen Kulturareal Kongresshalle”. Besucher*innen und Interessierte sind angehalten, diese Zentrale als Katalysator und Instrument zu verstehen, das ihren Gedanken Gehör verschafft, Teilhabe initiiert und Werkzeuge an die Hand gibt. Dieses Projekt lebt über das Ende der Ausstellung hinaus. Die Ergebnisse werden gesammelt und als Bestandsaufnahme in einer Zeitkapsel auf dem Gelände der Kongresshalle vergraben. 

Der Grundstein wird gesetzt.